14 December 2010

Need for Speed: Hot Pursuit: Test zum neuen NfS-Spiel - der Racer des Jahres?



Im großen Test findet ihr heraus ob das Spiel aus der Menge hervorsticht und ob sich der Kauf lohnt.


Schnell und actionreich
Wie der Name des Spiels schon sagt, geht es bei Hot Pursuit schnell zu und vor allem heiß, denn ihr könnt euch in eure Lieblingsautos setzen und ultraschnelle Verfolgungsjagden fahren. Doch vorher müsst ihr euch entscheiden: Seid ihr lieber der Raser also der Gejagte oder seid ihr der Cop, der gnadenlose Jäger. Egal für welche Seite ihr euch entscheidet, beiden verfügen über extrem praktische Features, die aber dennoch je nach gewählter Seite unterschiedlich sind. Beide Klassen haben die gleichen Wagen, jedoch steht auf den Polizei-Karossen öfter die Schrift "Seacrest County Police Department", mit größerem oder kleinerem Vinyl. Seacrest County? Ja, denn in Need for Speed: Hot Pursuit verschlägt es euch in dieses fiktive Gebiet, in dem es allerlei Strecken zur Auswahl gibt, wie verschneite Bergstraßen, Autobahnen in der Wüste oder felsigen Gebieten, Strecken im Wald und viel mehr. Es ist für jeden was dabei und es gibt zudem noch Unterschiede bezüglich der Tageszeit. Mal rast man am Tag und mal nachts. Doch wie sieht es mit dem Realismus und der Originaltreue der Autos im Spiel aus? Es gibt viele reale Fahrzeuge, wie z.B. den Audi R8 Spyder und den Porsche Carrera GT, daneben gibt es auch Fahrzeuge, die eher aus der Fantasie der Entwickler stammen und nicht direkt dem originalen Vorbild entsprechen. Criterion Games setzt hier mehr auf Entertainment als auf Authenzität. Insgesamt gibt es über 100 Fahrzeuge, teilweise mit verschiedenen Variationen für die beiden Klassen.

Neue Features, alte Serie
Beiden Seiten stehen im Karriere-Modus viele Events zur Verfügung, die insgesamt mehr als 25 Stunden für Unterhaltung sorgen. Man kann das ganze Spiel entweder als Cop oder als Raser durchspielen oder man wechselt die Rollen vor jedem Rennen, das bietet dem Spieler mehr Abwechslung. Die zwei Karriere-Leitern besitzen 20 Stufen, die man durch gewonnene Rennen meistert. Auf der Karte des Seacrest County deuten Symbole auf neue Events hin, sowie auch auf welche, die freigeschaltet werden können. Im Spiel gibt es vier bis fünf Cop- und Racer-Spielmodi, die zwar Vielfalt bieten, aber nach einiger Zeit auch ermüdend sind. Mehr Auswahl wäre hier besser gewesen. Zu den Modi gehören beispielsweiseZeitfahren, Verfolgungen und Entkommen. Trotzdem spielen sich diese Modi fabelhaft und einfach spaßig. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es in diesem Need for Speed-Teil keine Möglichkeit gibt das eigene Fahrzeug zu tunen, was eigentlich bei jedem Teil der Reihe vorhanden war und immer ein beliebtes Feature der Fans war. Die beiden Hauptkritikpunkte unterdrücken leider die Langzeitmotivation, was schade ist, denn solch ein gutes Spiel will man eigentlich länger spielen. Ansonsten erkennt man sofort, dass es sich um ein Spiel aus der Need for Speed-Reihe handelt. Es gibt einen coolen Soundtrack, ein gutes Schadensmodell, das Handling und Aussehen der Autos entspricht dem Standard und die bereits bekannten Verfolgungsjagden fühlen sich auch NfS-typisch an. Verstärkt wird das Prinzip der Flucht, dem Hauptkern des Spiels, durch die verschiedenen Hilfmittel, geschwächt wird das Gameplay leider durch das fehlende Tuning.

Hilfsmittel und Spezialfähigkeiten
Zu den Special-Features der Raser gehören wie gesagt diese Mittel, die dem Gejagten die Flucht leichter machen sollen: Man kann das Radar überlisten, sich für einen Moment auf der Minimap unsichtbar machen oder einen Zwilling erschaffen, der in eine ganz andere Richtung fährt. Je länger die Verfolgungsjagd dauert, desto mehr füllt sich die Hitzeanzeige, welche noch mehr Extras freischaltet. Dann man z.B. einen Super-Boost aktivieren, der einen bis auf ein Tempo von 400 (!) bringt. Am effektivsten und spaßigsten ist der Zwilling, der den Cop in die Irre führt. Die Cops bzw. Enforcer verfügen über diese Fähigkeiten: Das wären zum einen die EMP-Kanone: Ist man am Vordermann dran, könnt man eine quadratische Zielmarkierung einblenden, mit der man den Raser einfangen muss. Klappt dies, wird ein elektromagnetischer Puls ausgelöst, der die Elektronik des gegnerischen Fahrzeugs für einen Augenblick stilllegt. Ein weiteres Feature ist die Luftunterstützung von einem Hubschrauber. Der kommt aber erst angeflogen, wenn die Hitzeanzeige komplett voll ist. Dann lässt man den Polizei-Helikopter über den Raser hinwegfliegen und vor ihm einen Nagelstreifen fallen lassen. Zusätzlich gibt es auch eine Straßensperre und separate Krähenfüße bzw. Nagelbretter. Bei dieser Klasse ist die EMP-Kanone relativ gut einsetzbar und die Folgen sind im Gegensatz zur Straßensperre und zum Nagelbrett, die umfahren werden können, viel effizienter.

Crashs, Drifts und Nitro
Spielt man als Cop, kann man seinen Gegner rammen, um ihn gegen die Leitplanke zu schleudern und ihn somit auszuschalten. Diese Rammattacken sind manchmal ziemlich nützlich, gerade wenn man mal nicht ein Hilfmittel benutzen will. Sie erinnern an die Burnout-Serie, die auch vom Entwickler Criterion stammt. Natürlich können die Raser die gegnerischen Cops auch rammen, doch hier erweist es sich als sinnvoller wenn man Gas gibt und versucht aus der Sichtweite zu entkommen. Bei spekatukulären Crashs wechselt die Kamera in einer Perpektive, die den Zusammenstoß äußert cinematisch inszeniert. Die arcademäßige Steuerung erinnert auch an die Burnout-Spiele, leider ist das Schadenssystem nicht so gut, wie in der anderen Racing-Reihe. Den Nitro-Vorrat, den jedes Auto im Spiel besitzt, kann man durch Rasen aufladen. Die Steuerung geht gut von der Hand, denn sogar bei tempo 300 lässt sich das eigene Gefährt leicht steuern und es sind sogar ganz einfach Drifts möglich. Der Nachteil dieses arcadelastigen Konzepts ist, dass sich die Eigenschaften der Autos nicht groß unterscheiden. Ein Porsche 911 Turbo lässt sich zwar leichter kontrollieren also ein Muscle Car, wie z.B. der Dodge Viper SRT10, diese Unterschiede fallen aber leicht nicht groß genug aus. Die Geräusche der Motoren sind im Gegenteil sehr unterschiedlich, sodass man das eher leisere Summen eines Bugatti ganz einfach von lauten brummen einer Corvette unterscheiden kann. Die Soundeffekte, vor allem bei Crashs, sind gut gelungen und passen zum Gesamtkonzept, genauso wie die Polizeiansagen, die man während der Rennen hört.

Geschwindigkeit - Highspeed Racing
Die zahlreichen Strecken verfügen auch über alternative Routen, die oft Abkürzungen sind oder einfach nur clevere Verstecke. Das Geschwindigkeitsgefühl ist erstklassig, vor allem bei der Stoßstangen und Motorhauben-Ansicht ist es definitv einen Blick wert. Man fühlt die Umgebung schon fast an sich vorbei fliegen, was dem Spieler nochmal einen extra Adrenalin-Stoß gibt. Der Verwischteffekt am Bildrand ist nicht so groß wie z.B. bei Burnout Paradise, trotzdem überzeugt der Effekt schon allein wenn man Nitro oder sogar den Turbo startet. Leider gibt es keine Cockpit-Ansicht, bei der dieser Effekt noch realer gewirkt hätte. Und wen die Polizeisirenen nerven, der kann den Sound ändern oder auch bedingt ganz ausschalten, das geht jedoch nur wenn man selber ein Cop ist. Außerdem darf man immer während eines Rennens das Spiel stoppen und schöne HD-Bilder schießen, ein cooles Feature. Noch eine Sache zur Geschwindigkeit: In früheren Need for Speed-Teilen fing man am Anfang erst mit einem ziemlich schwachen Wagen an, in Hot Pursuit ist das aber anders. Hier hat man von Anfang an gleich ein paar coole Schlitten, es gibt aber noch genügend andere zum Freischalten, wie z.B. der Lamborghini Reventon, der Mercedes-Benz SLS AMG, der Maserati Quattroporte, der Koenigsegg Agera und viele weitere. Nur Ferraris gibt es im Spiel nicht. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist durchschnittlich, sodass auch Einsteiger ihre ersten Rennen gewinnen können. Zudem werden die Hilfsmittel erst nach und nach zur Verfügung stehen und sie stehen nicht bei jeder Rennart zur Verfügung. Upgrades für die Spezialfähigkeiten gibt es auch.

Online-Raserei und Autolog
Wie schon in der Preview geschrieben, können bis zu 8 Spieler gleichzeitig gegeneinander fahren und vorher entscheiden für welche Seite sie gerne fahren würden. Somit gibt es auch Rennen bei denen es 7 Cops und nur 1 Raser gibt oder auch umgekehrt. Die Mehrspieler-Variante ist besonders unterhaltend, wenn man die Gegner rammt und schubst. Aber neben den typischen Verfolgungsjagden des Spiels gibt es auch normale bzw. klassische Rennen. Exklusive Modi für den Online-Part gibt es hier nicht und ein Level-System ist auch nicht vorhanden. Dafür gibt es aber das brandneue Autologfeature, dass es ab sofort in allen kommenden NfS-Spielen geben wird. Und so funktioniert es: Nach jedem vergleicht das System eure Zeiten mit denen eurer Freunde im Spiel und erstellt somit Herausforderungen für euch auf, wenn euch ein Freund bezwingen will oder wenn ein Freund eine neue Bestzeit aufgestellt hat, die es dann zu überbieten gilt. Die geschossenen Bilder kann man im Online-Modus an eine Pinnwand heften und sie so allen Spielern präsentieren. Durch das coole Feature, das immer neue Rennen für euch sucht, entsteht eine äußerst stabile Langzeitmotivation im Mehrspieler-Teil des Spiels. Von der Grafik her kann das Racing-Game schon ganz vorne mithalten und überzeugt durch eine schön gestaltete Rennumgebung mit viel Abwechslung, sehr detailliert designten Fahrzeuge, deren Schadensmodell relativ gut ist, und eine generelle realitische Darstellung. Die PC-Version ist durch die Full-HD-Auflösung der Spitzenreiter in Sachen Optik. Insgesamt ist Need for Speed: Hot Pursuit aber ein Top-Racer mit heißen Verfolgungsjagden, so wie es sein muss. Vielleicht sogar der Racer 2010 mit kleineren Schwächen aber starkem Gameplay.

Wertung
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Game: Need for Speed: Hot Pursuit
Genre: Racing
Hersteller: Electronic Arts
Entwickler: Criterion Games
System(e): PS3, Xbox 360, PC, Wii
Release: 18.11.2010
USK: ab 12, uncut
Spieler: offline: 1,online: 8
Text/Stimmen: deutsch/deutsch
Website: http://hotpursuit.needforspeed.com/de
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 88%
Sound:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 88%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 88%
Story:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 79%
Dauerspaß:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
Multiplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
(alles in %, von 0-100)
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Fazit: Trotz der Mängel wie zu wenig verschiedene Event-Arten ohne Story, dem fehlenden Tuning-Part, dem Arcade-Konzept und der fehlenden Cockpitansicht überzeugt Need for Speed: Hot Pursuit vor allem durch die praktischen Spezialfähigkeiten, eine zweifellos gute Grafik, das gelungene Autolog-Feature und vielen anderen coolen Racing-Effekten. Das Konzept der Verfolgungsjagden geht aber voll auf: Ein Top-Racer.

Wertung: 8,7/10 → 87%



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