11 October 2010

Crackdown 2: Test zum Arcade-Shooter

Hier kommt der sehr verspätete Test zum zweiten Teil von Ruffian Games, auch diesmal wieder mit Indizierung für Deutschland.

Schon wieder kein Crackdown...
Die USK hat wieder zugeschlagen und somit wurde Teil 2 nun auch verboten, d.h. dass das Spiel in Deutschland nicht offiziell zu kaufen sein wird. Im Jahr 2007 war das schon dem Vorgänger passiert. Trotzdem erfreut sich das Spiel großer Beliebheit, auch hier in Deutschland dank Import-Versionen. Trotzdem ist fraglich, wieso das Spiel verboten ist, denn es ist zum Teil nicht so brutal, wie manch andere Spiele, die nicht von der USK verboten wurden. Dazu kommt, dass Crackdown 2 sogar noch sanfter ist, als sein Vorgänger. Aber jetzt erstmal zu der wichtigsten Frage: Lohnt sich der Kauf des Supercop-Shooters exklusiv für die Xbox 360?

Die Agency und du.
Schon wie in Crackdown 1 ist die Hintergrundstory kein Meisterwerk. In Teil 1 ging es noch darum Pacific City vor drei Gangsterbanden zu beschützen, man selber ist der beste Agent der Agency. In Teil 2 sind die Banden verschwunden, doch eine Organisation mit dem Namen Cell sendet Terroristen auf die Straßen und macht somit die Stadt wieder unsicher, genauso wie die Mutanten, die nachts ihr Unwesen treiben. Natürlich ist man wieder Agent bzw. Supercop und versucht erneut die Stadt zu retten. Das war auch schon die ganze Geschichte des Spiels, die im Intro erläutert wird. Im Spiel findet man immer wieder Audioschnipsel, die die Story zwar ergänzen, aber auch ziemlich langweilig und überflüssig sind. Das Grundsystem läuft ungefähr so ab: Befreie Stadtviertel XY von Cell, erledige die Mutanten, sammle Orbs...

Sammle die Orbs, Agent!
Überall im Spiel verteilt lassen sich sog Orbs finden. Diese verbessern die Fähigkeiten der Spielfigur und sind meistens eher an hohen Punkten zu finden. Agility Orbs (insgesamt 500 Stück) lassen euch z.B. schneller laufen oder höher hüpfen Dazu kommt, dass man ab einer gewissen Menge schaltet ihr sogar durch die Luft gleiten kann, sowie Basejumps vollführen kann. Andere Fertigkeitsgebiete wie Fahren, Prügeln oder Feuerwaffen verbessert man einfach durch häufigen Gebrauch. Außerdem gibt es 300 gut versteckte Universalorbs, die alle Bereiche ein klein wenig verbessern. Neu in Crackdown 2 sind spezielle Orbs für Koop-Spieler und die so genannten Renegade Orbs. Diese Kugeln laufen vor dem Spieler davon und sind sehr schwer einzufangen, die Unterart Driving Orbs kann man sogar nur mit dem Auto einholen. Kugeln sammeln, um die Fähigkeiten zu verbessern klingt doch eher altmodisch oder? Die Sammlerei ist auch nicht gerade aufregend, aber ziemlich zeitraubend. Dennoch sind die Upgrades der Fähigkeiten extrem cool, denn wer z.B. oft prügelt, kann stationäre Geschütze abreißen und viel mehr. Die Orb-Sammlerei ist sehr motivierend und dürfte eigentlich der Hauptgrund sein das Spiel durchzuspielen, denn die Missionen sind es nicht.

Keine Missionen?!
In Crackdown 2 stehen die Aufgaben schon von Anfang an fest, es gibt keinen Auftraggeber, d.h. es gibt auch keine Missionen. Es gibt zum Beispiel die Kontrollbereiche der Cell-Terroristen, die in der Spielwelt verteilt sind. Man stellt sich also auf die Markierung, ein großes rotes "C", und ruft den Agency-Helikopter, der aber erst landen kann, wenn der Spieler eine bestimmte Anzahl von Cell-Terroristen ausgeschaltet hat. Dann kommt der Heli und das Gebiet wurde befreit, fertig. Viel Abwechslung gibt es hier nicht, außer dass die Feinde mal stärker sind und mit Raketenwerfern oder Scharfschützengewehren ausgestattet sind. Dann gibt es noch die Mutanten, bei denen es schwieriger ist sie aufzuspüren. Um die Nester aufzuspüren, muss man erst drei sog. Absorptions-Einheiten aktivieren, die dann je einen Lichtstrahl aussenden. An dem Punkt, wo sich die Strahlen schneiden, befinden sich auch die Feinde, die bevorzugt in Höhlen wohnen. Dort pflanzt man dann eine Bombe, die man verteidigen muss, bis sie ihre volle Ladung erreicht hat. Klingt zwar spannend, ist aber auf Dauer eher öde. Schon beim zweiten der insgesamt neun Nester hat man den Bogen raus. Auch hier werden die Feinde stärker und es kommen mal größere Mutanten auf euch zu.  Zum Ausgleich wird die Bewaffnung des Spiels mit steigender Feuerkraft-Fertigkeit immer besser, sodass man die dicken Brocken mit Raketenwerfer etc. locker erledigen kann. Insgesamt könnten die Aufgaben mehr Abwechslung vertragen, in anderen Spielen wären sie vielleicht nur Nebenmissionen.

Fahren, fliegen, fighten...
An eroberten Punkten stellt die Agency dem Spieler allerlei Fahrzeuge kostenlos zur Verfügung. Das Repertoire geht von normalen Polizeiautos bis hin zum Kampfhubschrauber. Das Fahren macht spaß, doch an der Steuerung hapert es noch ein bisschen. Und: Das Fahren und Fliegen ist eigentlich auch überflüssig, da es nicht spielerisch notwendig ist, obwohl es lustige Checkpoint-Rennen in der Stadt gibt und obowohl man ein Fahrzeug zum Durchspringen der zahlreichen Stunt-Ringe braucht. Zudem lässt sich die Fahrfertigkeit mit ständigen Handbrems-Manövern in kurzer Zeit verbessern auch ohne Orbs. Einer der stärksten Punkte des ersten Spiels war ganz klar der Coop-Modus, den es auch im zweiten Teil gibt. Vier Agenten machen sich gleichzeitig auf, um die Terroristen und die Mutanten zu stoppen. Gut ist, dass man jederzeit in ein Spiel ein- oder aus einem Match aussteigen kann. Schlecht ist, dass nur der Host etwas von den erledigten Aufgaben hat, die "eigenen Städte" der Mitspieler verändern sich nicht. Aber immerhin sammeln die Koop-Kameraden auch Orb-Erfahrung, so dass ihr Einsatz nicht ganz umsonst ist. Der Multiplayer-Modus ist leider noch lange nicht so spannend, wie der Coop-Part. Es ist zwar lustig und chaotisch, wenn einem die Raketen nur so um die Ohren fliegen, aber insgesamt fehlt der taktische Tiefgang.

Die Agenten-Technik
Das Spiel ist in einem coolen Comic-Stil gehalten und unterscheidet sich so merklich von anderen Spielen. Im Gegensatz zu Teil 1 ist die Umgebung teilweise aufgeräumter und die Optik erscheint auch besser, auch wenn sie ein wenig trist ist. Aus der Ferne wirkt die Grafik detailliert und ansprechende, die Texturen sind aber bei näherem Hinsehen etwas schwammig und könnten deutlich besser sein. Trotzdem ist der Comic-Look einfallsreich und überzeugt durch eine durchschnittliche Optik, bei dem man eigentlich nicht allzu viel meckern kann. Die Weitsicht ist klasse und man hat immer traumhafte Blicke über die Stadt. Trotzdem gibt es grobe Charaktermodelle, die mit wenigen Polygonen auskommen müssen und somit auch nicht für ein Spiel im Comic-Stil zeitgemäß sind. Optisch wäre also mehr drin gewesen, obwohl man mit dem Endprodukt natürlich leben kann. Der Soundrack ist gut, aber kommt nur selten vor, wenn man z.B. man ein Auto der Cell-Terroristen klaut. Sonst hört man nie durchgehende Musik im Spiel. Anfangs lustig, später nervig ist der per Funk ständig mitquatschende Vorgesetzte der Agency.

Die USK hat entschieden.
Wie schon am Anfang betont, ist das Spiel nicht offiziell in Deutschland erschienen. Das liegt daran, dass man für das brutale Töten der Gegner im Spiel belohnt wird und nicht wirklich an der Gewaltdarstellung. Natürlich gibt es auch blutige Stellen im Spiel, aber manch andere Spiele zeigen mehr roten Lebenssaft. Der USK geht es also ganz allein um die Spielmechanik, die den Spieler für das Ausschalten belohnt. Dazu kommt auch, dass die Comic-Grafik den Eindruck von realer Gewalt deutlich vermindert. Zudem lassen sich keine Gliedmaßen und Köpfe abschießen. Da kann man einfach nur darüber verwundert sein, warum das Spiel nicht in Deutschland erscheint. Insgesamt kommt aber die Qualität des zweiten Teils nicht an die des ersten Teils heran. Der Sammeltrieb ist ausgewachsen und motiviert gut, doch die Story und die Missionsaufgaben sind eher träge. Hauptpluspunkt ist wieder der Coop-Modus, der Multiplayer-Modus hingegen ist zwar auch spaßig, aber es fehlt die Taktik. Die Technik wurde im großen und ganzen auch nicht großartig verbessert. Crackdown 2 ist ein nettes Arcade-Actionspiel, das lustige Schießereien und aufgemotzte Action mit sich bringt. Wer loslegen will, sollte sich erstmal Crackdown 1 besorgen und sich dann an Crackdown 2 heranwagen. Insgesamt ein spaßiger Actionshooter mit cooler Optik, dem es aber an Tiefgang fehlt.



Wertung
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Game: Crackdown 2
Genre: Action-Shooter
Hersteller: Microsoft
Entwickler: Ruffian Games
System(e): Xbox 360
Release: 9.07.2010
USK: erscheint nicht in DE
Spieler: offline: 1,online: 2-16
Text/Stimmen: englisch/englisch
Website: http://www.xbox.com/en-US/games/c/crackdown2/
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 82%
Sound:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 82%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 84%
Story:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 80%
Dauerspaß:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 82%
Multiplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
(alles in %, von 0-100)
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Fazit: Insgesamter ein spaßbringender Action-Shooter mit motivierenden Elementen und gutem Coop-Modus, aber zu wenig Tiefgang und Verbesserungen. Durchschnittlich!

Wertung: 8,2/10 → 82

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