Hier ist der sehr verspätete Test zum dritten Assassinen-Abenteuer. Kann Brotherhood seinen erstklassigen Vorgänger schlagen?
Ezio Auditore da Firenze ist zurück
Seit Assassins Creed 2 befassen sich Gamer mit dem Hauptcharakter des Spiels, so auch in Assassins Creed: Brotherhood. Im Vorgänger erlebte man Ezio noch als Jugendlichen und schaut dabei zu wie er erwachsen wird und wie seine Familie ausgeschaltet wird. Schließlich führt man den Helden als erwachsenen Mann bzw. Assassine gegen die Templer in einem Rachefeldzug. Hinzu kamen noch eine atemberaubende Grafik, eine mitreißende Story und spaßiges Gameplay, was Assassins Creed 2 zu einem der besten Spiele der letzten Jahre machte. Und jetzt soll Brotherhood nicht nur in die Fußstapfen des Vorgängers treten, sondern sogar noch die Messlatte ein bisschen höher legen. Die Erwartungen an Ubisoft sind natürlich entsprechend hoch, weshalb sich die Entwickler etwas überaus cleveres ausgedacht haben. Ubisoft Montréal führt mit Brotherhood das erste Spiel der Reihe ein, das einen Multiplayer-Modus besitzt. Ob dieser gemischt mit einem angeblich noch besseren Singleplayer-Modus das gewünschte Ziel erfüllen kann, lest ihr hier.
Rachefeldzug 2.0
Zum ersten Schritt gehört natürlich, dass die Geschichte von Ezio weitergehen muss, weshalb dieser auch der Hautpcharakter im neuen Spiel ist. Doch diesmal ist vieles anders. Doch erstmal zum Grundkern des Spiels. Wie gewohnt reist man mit Desmond Miles aus der Gegenwart in die Vergangenheit mit der Animus-Maschine, die es möglich macht die Erinnerungen seiner Vorfahren nachzuspielen und somit den Kampf gegen die Templer weiter zu führen. Das Spiel setzt direkt an das Ende des Vorgängers an, wodurch Spannung ab der ersten Minute entsteht. Ezio ist jetzt bereits ein Mann in den Dreißigern oder Vierzigern. Nachdem er in Assassin Creed 2 den Endenapfel seinem Onkel Mario überbracht hat und somit den Rachefeldzug gegen die Templer beendet hat, ist er jetzt wieder zurück in seiner Heimatsstadt, wo die Vorbereitungen für eine Wiedersehensfeier schon angefangen haben. Doch schon wieder droht Unheil, denn Ceasre Borgia und seine Untertanen zerstören Ezios Villa Monteriggioni. So versucht man in den ersten Minuten des Spiels sein zu Hause zu beschützen und sofort versteht man, was die Spielereihe so unvergleichlich macht: Die Inszenierung ist hollywood-reif, mehr braucht man gar nicht zu sagen. Die Folgen des Angriffs der Borgia sind erschreckend: Ezios Onkel Mario ist tot, Ezios Freundin Caterina wurde entführt, der Edenapfel wurde gestohlen und die Villa gleicht einem Trümmerhaufen. Deshalb heißt es auf nach Rom, um die Templer bzw. die Borgia erneut anzugreifen und einen zweiten Rachfeldzug zu beginnen.
Die Ewige Stadt Rom
In der Hauptstadt Italiens liegt nämlich das Machtzentrum der Borgia, die es gilt auszuschalten. Bevor das jedoch passieren kann, muss man sich als Desmond Miles erst einmal wieder in der Gegenwart zurecht finden. Desmond ist auf der Flucht vor den Templern und hat jetzt mit seinen Freunden eine neue Unterkunft in Ezios toskanischer Heimatstadt, Monteriggioni, gefunden, natürlich findet das alles zur Jetztzeit statt. Dort muss dann die Animus-Maschine aufgebaut werden, damit Desmond als Ezio in die Vergangenheit reisen kann. Jedoch ist man auch als Desmond ziemlich actionreich unterwegs, denn man kann auch mit ihm diverse Sprungabschnitte meistern. Außerdem kann man E-mails abrufen oder mit dem eigenen Team sprechen, wodurch man mehr über die Hintergründe der Story erfährt. Zurück in die Vergangenheit: Diesmal spielt das Spiel zum größten Teil in einer Stadt, also in Rom. Die Stadt ist größer als alle bisher bekannten Städte und bietet viel zu erleben und zu erkunden. Für die Hauptmissionen braucht man ungefähr 12 Spielstunden und mit den Nebenmissionen sind es ca. 25 Stunden. Zudem gibt es auch wieder viel zu sehen in der Stadt. Während eines Spaziergangs in der Stadt erklärt Ezios Freund Nicolò Machiavelli, was sich in der Stadt verändert hat. Viele Stadtteile werden von den Borgia beherrscht, Kennzeichen dafür sind die riesigen Türme, zwölf an der Zahl, die in diesen Gebieten stehen. Diese Stadtteile kann man nur befreien, wenn man den Hauptmann des Gebites ausschaltet und schließlich den Turm zerstört. Zudem stehen viele Geschäfte leer, weil die Händler vertrieben wurden. Wie im Vorgänger kann man der Stadt aber zu einer neuen Blütezeit verhelfen, indem man die Läden wieder aufmacht und die Wirtschaft am laufen hält. Das Wirtschaftssystem ermöglicht auch die Einnahme von Steuern. In den Geschäften kann man dann wie gewohnt Rüstungen, Kleidung, Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände kaufen. Die Stadt ist eine gelungene Nachbildung Roms aus der Zeit der Renaissance, dennoch hätte eine weitere Stadt noch mehr zur Abwechslung beigetragen.
Ein Team aus Assassinen
Wie der Name des Spiels schon sagt, geht es diesmal auch um eine Bruderschaft, denn Ezio wird im Verlauf des Spiels zum Meister-Assassinen gewählt und kann ein Team aus anderen Assassinen um sich scharen. Er kann zudem untercrückte Bürger zu Assassinen ausbilden, diese können dann Hilfe und Unterstützung leisten und sogar Aufträge alleine erfüllen. Die Anzahl der befreiten Stadtteile legt die Anzahl der Mitglieder der Bruderschaft fest, somit gibt es also insgesamt 12 Assassinen, ihr rekrutieren könnt. Die Ausbildung erfolgt so: Zuerst schickt man die Anfänger zu Aufträgen und lässt sie Erfahrungspunkte und Geld sammeln, was man dann in eine bessere Rüstung oder eine tödlichere Waffe investieren kann. Dies sind die einzigen Optionen mit der man die anderen Assassinen ausbilden kann. Trotzdem können sie sehr hilfreich im Kampf sein und die Kämpfe sind somit oft viel actionreicher, als sie alleine durchzustehen. Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe ist eigentlich schon relativ leicht und wird somit durch die Bruderschaft noch ein Stück einfacher zu bewältigen. Die KI der Gegner lässt immer noch zu Wünschen übrig. Sie treten zwar immer in der Überzahl an, doch greifen nach der Reihe an, weshalb Ezio fast nie mehr als einen Gegner zu bekämpfen hat. Wirklich gefähr sind nur die Hautpmänner der Stadtgebiete und natürlich die Bossgegner. Grafisch kann man bei den Kämpfen nichts bemängeln, sie sind sehr gut inszeniert, genauso wie die Story des Spiels, die durch aufwendige Zwischensequenzen fotgeführt wird. Einige Neuerungen gibt es im Spiel auch. Ezio kann jetzt mit dem Pferd durch die Stadt reiten und verfügt auch über viele neue Waffen mitunter auch über welche die von Ezios Freund Leonardo da Vinci gefertigt wurden. Der Spieler trifft außerdem noch auf viele weitere bekannte Charaktere.
Attentate, Rätsel und Kämpfe
Bei den meisten Missionen des Spiels handelt es sich natürlich um Attentate, die aber keinesfalls langweilig werden. Zur Abwechslung tragen die Befreiungen der Stadtteile bei, sowie auch die Missionen bei denen man Leonardo da Vinci helfen muss Prototypen von Kriegsmaschinen zu zerstören. Außerdem kann man noch Rom erkunden, die Verstecke eines Romuluskults finden, einkaufen, die Stadt bewirtschaften und auch nach Rätseln und Schätzen suchen. Denn neben der ergreifenden Story ist das Gefühl, dass es unendlich viel zu tun gibt, eine weitere große Stärke von Brotherhood. Die atemberaubende Präsentation lässt einen noch tiefer in die Welt der Assassinen und Templer eintauchen. Dennoch gibt es wie immer auch einige Schwächen, da die Kämpfe viel zu einfach sind, die Steuerung nicht ganz so einfach ist und weil Serienneulinge es schwer haben in die Geschichte einzusteigen. Der Neueinstieg in die komplexe Story ist nämlich ohne Vorkenntnisse vom Vorgänger nahezu unmöglich. Zudem sind einige Schleich-Missionen auf Dauer etwas nervig, denn die Wachen entdecken einen fast immer. Die Attentate und die schwierigen Rätsel runden das Gesamtpaket aber trotzdem äußert gut ab, wodurch eine dichte Atmosphäre entsteht. Die Grafik des Spiels ist eine Augenweide und kann durch detailreiche Umgebungen überzeugen, genauso wie der erstklassige Sound, der vor nichts zurückzuschrecken braucht.
Multiplayer mal anders
Wie schon gesagt, befindet sich in Brotherhood ein Multiplayer-Modus, der somit Premiere in der Serie feiert. Neben der grandiosen Einzelspieler-Kampagne soll der Mehrspieler-Part die Kirsche auf der Assassinen-Torte darstellen ohne wie ein zweitklassiges Extra zu wirken. Somit kann man zum ersten Mal die eigenen Assassinen-Skills gegen menschliche Mitspieler einsetzen. Der Mehrspieler-Modus bietet eine eigene Story und ein Tutorial, genauso wie der Singleplayer-Teil des Spiels. Man kämpft im Auftrag der Templer gegen bis zu 7 weitere Assassinen und erhält Erfahrungspunkte, mit denen man besondere Fähigkeiten erhält, wie z.B. Sprint Boosts oder auch Rauchbomben. Andere Schauplätze bzw. Maps neben Rom und Florenz gibt es auch, so wie neue Spielmodi. Am Anfang gibt es zwei Spielmodi. Im Gesucht-Modus bekommt man einen Mitspieler als Attentats-Opfer zugewiesen, während ein anderer Mitspieler euch jagt und in einem Attentat ausschalten muss. Wichtig ist, dass man sich unauffällig verhält und die Angriffe möglichts schnell und leise ausführt, damit man nicht als Assassine erkannt wird. Es gibt verschiedene Personen in die man schlüpfen kann. Auf den Maps befinden sich viele weitere Computer-Charaktere, die so aussehen wie die verschiedenen Personengruppen, sodass man nicht sofort erkennen kann, wer ein Gegenspieler ist und wer nur ein Zivilist ist. Außerdem zeigt euch ein Kompass die grobe Richtung und die Entfernung zu eurem Opfer. Im Multiplayer-Modus kann es wie im Singleplayer-Par zu spannenden Verfolgungsjagden kommen, bei denen man seine Kletterfähigkeiten unter Beweis stellen muss. Der zweite Modus ist der Allianz-Modus, indem man in Zweierteams gegeneinander antritt. Auch hier erhält man ein Opfer-Paar, das man kooperativ auslöschen muss, während man selber gejagt wird. Der Multiplayer-Modus ist ein großer Spaßfaktor und ermöglicht durch das durchdachte Konzept eine noch dichtere Atmosphäre. Außerdem sorgt er für eine größere Langzeitmotivation.
Wertung
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Game: Assassins Creed: Brotherhood
Genre: Action
Hersteller: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Montréal
System(e): PS3, Xbox 360, PC
Release: 18.11.2010, 31.03.2011 (PC)
USK: ab 16, uncut
Spieler: offline: 1,online: 8
Text/Stimmen: deutsch/deutsch
Website: http://assassincreed.de.ubi.com/brotherhood/
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 91%
Sound: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 89%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 90%
Story: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 92%
Dauerspaß: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 90%
Multiplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 89%
(alles in %, von 0-100)
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Fazit: Insgesamt überzeugt das Spiel durch eine grandiose Gesamtpräsentation mit einem spannenden Einzelspieler-Erlebnis und einem vollwertigen Multiplayer-Modus. Brotherhood steht seinem Vorgänger in nichts nach, hätte aber mehr grundlegende Neuerungen vertragen können - ein würdiger Nachfolger der Ezio-Geschichte.
Wertung: 9,1/10 → 91%
■ Jensen6