Hier ist der offizielle Test zum neuen Shooter von Splash Damage und Bethesda Softworks.
Die Arche
Brink spielt nicht wie viele andere Spiele vor oder in einer Apokalypse-ähnlichen Situation, sondern nach einer globalen Apokalypse, denn die Pole sind geschmolzen und die einzige Zuflucht ist eine schwimmende Insel bzw. Stadt, die sog. Arche. Auf dieser Ark gibt es unter den Überlebenden zwei Fraktionen: Der Widerstand, der von der Insel flüchten will, und die Sicherheitskräfte, die dies verhindern wollen. Am Anfang des Spiels entscheidet man sich für eine Seite und kämpft auch fortwährend gegen die jeweils andere Fraktion. Hierbei geht es um die eigene Entscheidung des Spielers, denn hier zählen nur moralische Werte. Letztendlich sprechen aber eh nur die Waffen. Dennoch sollte man beide Seiten gespielt haben, denn es gibt nicht nur einen, sondern zwei Handlungsstränge, für jede Fraktionen einen, mit jeweils zwei Was-wäre-wenn-Szenarien. Gut ist, dass die Geschichten der beiden Parteien an denselben Orten stattfinden. So fügt sich das Geschehen clever zusammen, wenn man beide Sichtweisen gespielt hat. Spieler können die einzelnen Missionen auch durcheinander spielen, denn wenn man das Spiel durchgespielt hat, muss man das Spiel dann schließlich nicht mehr in der vorhergesehenen Reihenfolge spielen.
Fließender Übergang zwischen Online- und Offline-Spielen
Brink kann im Einzelspieler-Modus mit Bots, die sog. Computer-Gegner und -Mitspieler, gespielt werden oder auch im Multiplayer-Modus mit bis zu 16 menschlichen Gegnern. Im Singleplayer-Part und auch im Online-Modus werden fehlende menschliche Spieler mit Bots aufgestockt, die jede Partie auf 16 Spieler auffüllen. Im Spiel gibt es die Features "Koop", "Nur-mit-Freunden" und "Bot-Schwierigkeitsgrad". So ist also ein ausgefeilter Einzelspieler-Part mit dabei, sowie alle brauchbaren Multiplayer-Modi. Besonders wichtig ist der Teamgeist, denn wenn man nicht im Team arbeitet, verliert man schnell. Brink ist hier angenehm anders, denn das Spiel steht für Teammomente und Zusammenhalt um gemeinsam Ziele zu erreichen und nicht nur für das Wegballern von Feinden. Dennoch spielt es sich mit menschlichen Gegnern leichter als mit den Bots, den computergesteuerten Spielfiguren. Die vom Computer gesteuerten Mit- und Gegenspieler agieren teilweise sehr dumm und ihnen fehlt natürlich das menschliche Gefühl. Die Bots sind in drei Schwierigkeitsgraden verfügbar und so auch unterschiedlich effektiv. Die Bots können beispielsweise nicht einschätzen, welche Aufgabe jetzt wichtig ist, weshalb man das Spiel mit echten Spielern spielen sollte. Die KI-Soldaten haben zwar die Fähigkeit, sich für einen Angriff zu sammeln, aber leider bleiben sie oft vor einem Missionsziel stehen ohne etwas zu unternehmen, denn sie müssten eigentlich an dieser Stelle nur hacken oder reparieren. Deshalb empfiehlt sich hier das Spielen mit menschlichen Gegnern und Teamkameraden. Durch die schlechte KI der Bots macht das Spielen im Singleplayer-Modus sehr viel weniger Spaß als im Multiplayer-Part. Hier wäre eindeutig eine bessere Künstliche Intelligenz von Vorteil gewesen, so kann Brink eine Spielkomponente nicht so ganz entfalten. Im Multiplayer-Modus erreicht das Spiel ein angenehmeres Gefühl, denn dort spielen vor allem das Timing und die Koordination mit den anderen Spielern eine große Rolle. Das Spiel verfügt über 8 unterschiedliche Multiplayer-Maps, eine eher geringe Anzahl für ein Multiplayer-Spiel. Die Maps bestehen vorwiegend aus linearen Gängen und offenen Arealen. Es gibt zudem 20 Level bzw. Ränge, in denen man je nach Fortschritt aufsteigen kann.
Missionsziele > Kills
Das wichtigste ist aber, dass es im Spiel nicht darauf ankommt, wer die meisten Kills hat, sondern wer am schnellsten verschiedene Missionsziele erfüllt. Man erhält für das Ausschalten von Gegnern zwar Waffen und andere Gegenstände, dennoch ist es viel wichtiger als Team zusammen zu arbeiten. Deshalb gewinnt nicht das Team mit den meisten Kills, sondern das mit den meisten erfüllten Missionszielen. Pro Karte bzw. Mission gibt es bis zu fünf Ziele. Dabei ist ein Team der Angreifer und das andere der Verteidiger. Besonders gut ist hier, dass die Ziele sehr unterschiedlich und abwechslungsreich sind. Man muss z.B. etwas Hacken, Sprengen oder eine Person Eskortieren. Jede Hauptaufgabe verfügt zudem über verschiedene Unteraufgaben. Diese werden vom Kommandorad geregelt, das einem einen Überblick gibt, wie man seinem Team am besten helfen kann. Dafür sind die Nebenaufgaben aber auch nicht so unterschiedlich und wiederholen sich leicht. Da es verschiedene Auträge gibt, gibt es Spielerklassen: Mechaniker, Soldaten, Medics und Operatives. Gibt es gerade keine Aufgabe für die eigene Klasse, kann man einfach in eine andere Klasse wechseln, das geschieht an einem Kommandoposten. Dann hat man auch Zugriff auf den eigenen Waffenschrank. Um die Wummen zu verändern muss man aber an dieser Stelle ins Menü zurück. Mehr Infos zur Modifikation im Spiel folgen im nächsten Abschnitt. Im Spiel gibt es sehr viele Waffen, sodass man leicht die Übersicht verlieren kann. Dennoch unterscheiden sie sich trotz der hohen Anzahl sehr gut voneinander, denn die Geräusche und das Handling ist anders. Dennoch schießt es sich im Spiel nicht so wie in anderen Shootern. Gegner werden nicht nach dem ersten Treffer ausgeschaltet, manchmal braucht man mehr als ein Magazin pro Gegner. Dies ist so, weil eine rote Lebensanzeige über dem Feind anzeigt, wie stark er noch ist. Verfehlt man den Gegner, läd sich diese Anzeige wieder auf, sodass man erneut drauf los ballern muss. Überraschender Weise ist der Granatwerfer keineswegs so effektiv wie in anderen Shootern, denn er verstreut die Gegner nur ohne sie zu töten. Headshots sind in Brink nicht direkt tödlich, wie man es von den meisten anderen Spielen kennt. Hier wird also nur nach Lebensanzeige und nicht nach Körperteil unterschieden. Komplex ist vor allem das HUD, dass viele unterschiedliche Informationen anzeigt.
Modifikation
Am Anfang des Spiels muss man sich für einen Archetypen (z.B. "Die Nase", "Das Kinn", "Der Psycho") entscheiden, dieser ist dann die Grundlage für den eigenen Charakter. Anschließend muss man sich einen Voice-over-Sprecher oder Stimmpaten auswählen. Beide Sachen kann man nun nicht mehr verändern, was eigentlich schade ist. Wechseln kann man nun aber die Kleidung und die Körperstatur der Spielfigur. Muskulös beudetet hier, dass man langsamer ist, aber mehr Treffer aushalten kann. Dünn sein, heißt eher anfälliger gegen Schaden sein, man kann man aber schneller rennen und sich freier bewegen. Die Figur- und Waffenmodifikationen bauen auf einem Erfahrungssystem auf, das auch Verbesserungen für spezielle Charaktere und Klassen beinhaltet. So kann man nützliche Sachen freischalten, wie z.B. beim Sprinten nachzuladen und es lassen sich auch Audio-Kommentare der Entwickler freischalten. Es gibt Trilliarden Möglichkeiten den eigenen Charakter zu verändern. Hier erinnert das Spiel mehr an ein viel zu umfangreiches Rollenspielt mit zu vielen Optionen. Man kann alles an dem eigenen Charakter verändern, die Figur selbst, die Kleidung, die Rüstung, die Ausrüstungsgegenstände und natürlich die Waffen. Dafür gibt es zahlreiche Waffenanbauten, wie zusammengeklebte Magazine passend zum schnelleren Nachladen, ein Unterlauf-Granatwerfer und viel mehr. Zusätzlich lässt sich auch noch das Aussehen der Wummen verändern. Hier gibt es wirklich unbegrenzte Möglichkeiten. Während des Spielens kann man den Körperumfang des eigenen Charakters außerdem nicht ändern. Das ist schlecht, weil dieser die Beweglichkeit beinflusst und vor allem auch die zur Verfügung stehenden Waffen. Leider ist es auch nicht möglich im Spiel freigeschaltete Gegenstände direkt beim Spielen auszuprobieren, denn dazu muss man erst ins Hauptmenü wechseln.
S.M.A.R.T.-System und Technik
Das sog. Smooth Movement Across Random Terrain-System sorgt für eine flüssige Bewegung durch die Spielwelt anhand von Free Running-Moves. So bewegt man sich dem Namen gerecht intelligent durch die Umgebung. Dies erfodert zudem keine aufwendigen Tastenkombinationen, sondern nur die Fokusierung des Objektes über das man springen, unter dem man durchkriechen oder über das man laufen will und dann das Drücken der Taste, die das System aktiviert. Es steht zudem allen Spielertypen zur Verfügung, aber Kletter- und Sprungfähigkeiten sind abhängig vom Körperumfang. Solch ein System vermisst man in anderen Shootern, in denen man z.B. überhaupt nicht springen oder klettern kann. Obwohl das S.M.A.R.T.-System einfach zu meistern ist, ist es das ganze Spiel nicht. Es fehlt eine Einsteiger-Einführung für Neulinge, denn Brink ist ein sehr komplexes Spiel. Da hilft nur üben oder die Tutorial-Videos angucken, über den Challenge-Modus kann man zudem für den Multiplayer-Modus trainieren. Die Grafik des Spiels wirkt wegen den vielen farben frisch, doch wenn man sich die Texturen genau ansieht leiden diese unter Deatilarmut und sind teilweise nicht klar. Die Optik liegt im Durchschnitt und die eher comic-ähnlichen Settings sind zwar gut gelungen, verbreiten aber nicht so viel Flair, da sie eher flächig wirken. Die Steuerung ist trotz der hohen Anzahl an Features gut gelungen, teilweise fühlt man sich aber auch ein bisschen überladen. Beim Schießen und beim Benutzen des S.M.A.R.T.-Systems stellt die Steuerung aber kein Problem dar, außer dass sie teilweise träge wirkt. Der Sound passt zum Spiel und die Synchronisation ist auch gelungen. Der Soundtrack ist nur selten hörbar, z.B. wenn man verletzt auf dem Boden liegt und er wirkt dann ziemlich langweilig und träge. Das Spiel beinhaltet aber eine tiefgründige und neue Spielerfahrung. Brink wird auf viel Kritik unter Shooter-Fans treffen, denn das Spiel legt den Fokus mehr auf Teamplay und das Erfüllen von Missionszielen ohne viel Geballer, als den Fokus nur das Schießen legen was in anderen Shootern im Vordergrund steht. Deshalb ist das Spiel nicht als reiner Shooter gedacht, sondern es bringt viele neue Elemente mit sich, wie den fließenden Übergang zwischen Online- und Offline-Modus, das S.M.A.R.T.-System, die Modifikationen und das Ziel des Spielens, was eher auf den Missionszielen beruht. Brink ist also kein Shooter im eigentlichen Sinne. Das Spiel eröffnet ein neues Genre und ist speziell für eine neue Zielgruppe gedacht, die mehr Wert auf Teamplay legt und die Besonderheit dieses Spiels sieht. Brink sollte demnach nicht auf den Erwartungen und der Grundlage eines Shooters getestet und kritisiert werden. Das Spiel überzeugt durch viele neue Spielelemente, hat aber trotzdem große Schwächen in anderen genannten Gebieten. Somit hätte man das Spiel nicht als Shooter einstufen sollen.
Wertung
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Game: Brink
Genre: Shooter
Publisher: Bethesda Softworks
Entwickler: Splash Damage
System(e): PS3, Xbox 360, PC
Release: 13.05.2011
USK: ab 16, uncut
Spieler: offline: 1-16,online: 1-16
Text/Stimmen: deutsch/deutsch
Website: http://www.brinkthegame.com/
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
Sound: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 82%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 84%
Story: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 84%
Dauerspaß: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
Singleplayer: [■│■│■│■│■│■│■│_│_│_] → 79%
Multiplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
(alles in %, von 0-100)
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3D-Modus: -
Bewegungssteuerungen:
Move: -
Kinect: -
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Fazit: Brink überzeugt auf vielen Gebieten mit neuen Features und Elementen, wenn man das Spiel als Nicht-Shooter ansieht. Da kann das Spiel vor allem durch das neue S.M.AR.T.-System überzeugen. Geht man aber von der Grundlage eines Shooters aus, hat das Spiel Schwächen, wie die schwache KI der Bots und den fehlenden, bekannten Ego-Shooter-Elementen.
Wertung: 8,4/10 → 84%
■ Jensen6