27 February 2011

Dead Space 2: Das Horror-Spiel im Test - kann es den Vorgänger schlagen?



Im Jahr 2008 überzeugte Dead Space wegen einer fesselnden Atmosphäre und tollen Horror-Elemente. Kann der Nachfolger Dead Space 2 die Messlatte noch höher legen? Hier ist der große Test zu EA's Grusel-Spiel.





The Sprawl
Isaac Clark kehrt zurück und seine Mission lautet: Einen Ausweg aus der von Necromorph verseuchten Raumstation finden. Gar nicht so einfach, wenn man am Anfang des Spiels noch psychologisch betreut wird und in einer Zwangsjacke steckt. In der Anfangssequenz beantwortet Isaac Fragen zu seiner Vergangenheit und seiner letzten Mission im Rohstoffsammler-Raumschiff USG Ishimura, als plötzlich die Hölle losbricht. Ihr ahnt sicherlich schon, was kommt. Die vernichtet geglaubten Necromorph sind noch am Leben und tödlicher als zuvor. Ihr befindet euch auf der Raumstation Sprawl und versucht nun in der Zwangsjacke vor den Monstern zu entkommen. Nachdem ihr euch befreit habt, kann der Kampf auch schon losgehen. Mit dem überaus praktischen Plasma Cutter geht Isaac auf Monster-Jagd und wird mehr als nur einmal nicht nur seine Nerven verlieren. Denn in Dead Space 2 ist Isaac's größter Feind vielleicht sogar er selbst...

Der übliche Horror
Ihr kennt euch aus mit Untoten und Monstern? Dann wisst ihr sicherlich auch das Kopfschüsse besonders effektiv sind um zu überleben. In Dead Space 2 ist das nicht so, denn die grausamen Necromorph kann man nur mit einem "Entfernen" bzw. Abschießen der Gliedmaßen stoppen und mit einem kräftigen Tritt ausschalten. Habt euer Gegenüber schließlich dem Erdboden gleichgemacht, könnt ihr die Items aufsammeln, die die Monster teilweise fallen lassen. Praktisch ist, dass je nach Isaac's Verfassung das gerade passende Item erscheint. Ist zum Beispiel die Gesundheitsanzeige fast leer, taucht bei einem der nächsten ausgeschalteten Gegner ein Medi-Kit auf. Neu ist, dass man die Medi-Kits auch während Kämpfen per Tastendruck einsetzen kann. Ihr könnt Isaac Clark zudem zu einem echten Alien-Jäger werden lassen, in dem ihr die Ingame-Währung nutzt, um in Shops bessere Waffen und weitere Gegenstände zu kaufen. Doch aufgepasst: Man ist, anders als im ersten Teil, nicht mehr in Räumen mit Shop sicher, denn auch dort halten sich die gruseligen Gegner auf. Doch nicht nur die Gegner, sondern auch der Spieler hat ein paar gemeine Tricks auf Lager, wie z.B. die Nutzung der begrenzten Stase-Energie mit der man Feinde und Maschinen verlangsamen kann. Ein weitere interessante Attacke ist die Telekinese mit der ihr Gegenstände oder Körperteile auf die Necromorph werfen könnt. Seid ihr mal in einer brenzligen Situation (und das ist man öfter), dann hilft es Ruhe zu bewahren und nachzudenken, um die richtige Lösung zu finden.

Isaac's schlimmster Albtraum
In Dead Space 2 erwarten euch nicht nur die üblichen Necromorph, sondern auch ein paar neuere gemeinere Arten, wie z.B. der Puker (aus dem englischen: to puke = sich erbrechen, übergeben). Dieser spuckt seinen Mageninhalt auf Isaac, der dadurch stark verlangsamt wird. Eine weitere Art ist der Stalker, der Isaac in die Seite rammt und riesige Klauen besitzt. Daraus ergeben sich noch härtere Kämpfe, die im zweiten Teil sogar noch taktischer sind. Manche Gegner besitzen z.B. Panzer an den Gliedmaßen oder riesige Eiterblasen, die explodieren, wenn ihr sie beschießt. Daraus ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten die Gegner auszuschalten und sorgen auch für Abwechslung. Ein weiteres Manöver ist der Beschuss einer Scheibe, die nicht aus Panzerglas gefertigt ist. Nachdem die Scheibe zerbirst, saugt das Vakuum eure Gegner ins All. Ein Schuss auf eine kleine rote dreieckige Fläche über dem kaputten Glas, aktiviert Sicherheitsschotts, die euch vor dem Sog bewahren. Befindet man sich mal nicht im Kampf, muss man mittelschwere Rätsel lösen. Das verschafft dem Spiel viel Abwechslung, somit gibt es fast keine montonen Momente, da auch die Level sehr unterschiedlich aufgebaut sind. Einmal muss man z.B. im All Sonnenkollektoren ausrichten. Die Story-Kampage des Spiels fällt zudem mit 15 Kapiteln viel länger aus, als die des Vorgängers. Doch all die gemeinen Gegner sind nicht euer größter Feind, denn Isaac beginnt im Verlauf des Spiels an sich zu zweifeln und sein mentaler Status gerät ins Wanken. Kann er die Menschheit vor den grausamen Necromorph retten oder wird er selber zur Bedrohung?

Schwerelosigkeit
Freies Schweben ist im neuen Teil auch möglich, anhand von Steuerdrüsen an der Rüstung mit der ihr die Richtung bestimmen könnt, in die Isaac fliegen soll. Dies funktioniert jedoch nur in der Schwerelosigkeit und überzeugt vollkommen, da die Steuerung perfekt dafür optimiert wurde. Manchmal kann es aber passieren, dass man bei unübersichtlichen Kämpfen aufeinmal auf dem Kopf schwebt. Dann verrät ein Tastendruck aber den Weg zum aktuellen Ziel und ein weiterer bringt euch in die Ausgangslage zurück. Die Veränderung der Geräusche in der Schwerelosigkeit sorgt zudem für noch mehr Horror-Feeling. Alle Animationen sind realistisch dargestellt, wie z.B. Feuer. Die Licht- und Schatteneffekte sind trotz der ekligen Necromorph schön anzusehen. Leider gibt es nur eine neue Waffe, die Isaac auf der Raumstation zur Verfügung stehen wird. Das ist das Speer-Gewehr, das Gegner an die Wand nageln kann. Zudem haben alle 10 Waffen einen sekundären-Modus, wie z.B. die Pulse-Rifle, die somit Granaten verschießt. Dennoch hätte man sich mehr über neue Waffen gefreut, als über die alten, schon bekannten, Wummen. Diese kann man aber aufrüsten, sobald man technische Knoten findet. Außerdem kann Isaac nicht nur Schusswaffen im Kampf benutzen, sondern auch viele Gegenstände, die man auf der Raumstation findet. Die Line-Gun ist außerdem die praktischste Lösung zum Abtrennen von Gliedmaßen. Leider fallen Kämpfe gegen riesige Gegner im Vergleich zum Vorgänger eher spärlich aus. Trotz der Ausnahme an fetten Bosskämpfen sind diese aber trotzdem sehr überzeugend und spannend, sowie schwer zu bewältigen.

Menschen vs. Necromorph
Der Multiplayer-Modus feiert in Dead Space 2 Premiere und ist die wohl bedeutendste Neuerung im gesamten Spiel. Im Mehrspieler-Modus kann man auf fünf Karten spielen und sich entweder als Mensch oder als Necromorph versuchen. Dies erinnert sehr an die Left 4 Dead-Reihe. Als Mensch unterscheidet sich das Gameplay dabei nicht sehr von der Singleplayer-Kampagne. Man schaltet die Necromorph mit dem Plasma Cutter oder der Force Gun aus und verpasst den am Boden liegenden Viechern mit dem Stiefel den letzten Tritt. Ganz anders fühlt es sich an, wenn man auf Seiten der Necromorph spielt. Bei jedem Respawn stehen vier wählbare Klassen zur Verfügung: Spitter, Lurker, Pack oder Puker. Nachdem man sich entschieden hat, wählt man auf der Karte ein Lüftungsgitter zum Einstieg aus, das sind die einzig möglichen Spawnpunkte für die Aliens. Jede der verfügbaren Alienklassen spielt sich anders. Als Lurker wieselt man über Decken und Wände um die Gegner von dort mit drei Tentakeln zu beschießen. Wer sich für die Pack-Klasse entscheidet, wählt damit einen kleinen, aber im Nahkampf ungemein starken Alien, der den Menschen in Quicktime-Events auf dem Rücken herumhacken darf. Der Spitter hingegen hält sich eher im Hintergrund und attackiert Gegner aus sicherer Entfernung mit Säure. Der Puker richtet mit seinem Säureschwall zwar auch ordentlich Schaden an, dafür muss man aber nah genug an die Menschen herankommen. Eine Multiplayer-Aktion kann z.B. so aussehen: Vier Menschen versuchen unter Zeitdruck diverse Ziele zu erreichen, wie z.B. Generatoren aktivieren, um die Karte zu vergrößern. In der Zwischenzeit versuchen 4 Necromorph das menschliche Team aufzuhalten. Der Team-Aspekt ist sehr wichtig im Mehrspieler-Part, da man sich gegenseitig unterstützen muss, um gegen das gegnerische Quartett zu gewinnen. Nur eingespieltes Team hat eine Chance gegen die Feinde. Es gibt zudem viele freispielbare Extras zum Verändern seiner Spielfigur, also entweder eines Menschen oder eines Necromorph. Dies sorgt für Langzeitmotivation. Das einzige was im Spiel geschnitten wurde, ist der Friendly-Fire-Modus, der nun deaktiviert ist.

Horror-Atmosphäre
Das Spiel seht nicht nur gruselig aus, es hört sich auch gruselig an. Die Grafik und die Geräusche wissen im zweiten Teil genauso zu überzeugen, wie noch im Vorgänger. Doch Dead Space 2 setzt hier neue Maßstäbe, denn die Animationen sind unglaublich lebensecht und die Effekte sind nahezu realistisch. Kurz um: Die Qualität der Grafik wurde gehörig nach oben geschraubt. Der Soundtrack überzeugt durch passende Untermalungen, ohne den Sound ist das Spiel einfach nicht dasselbe. Die Sprachausgabe bzw. die Stimmen der Charaktere bringen die Atmosphäre sehr gut herüber. Dazu kommt, dass Isaac jetzt zum ersten Mal eine Stimme besitzt, was ihn sehr viel lebensechter wirken lässt. Natürlich gibt es auch ein paar kleinere negative Aspekte, da die Nebencharaktere oft eher detailarm aussehen und die Texturen an manchen stellen matschig sind. Selten kommt es auch zu Clipping-Fehlern, was aber normal für solch ein Spiel sein sollte. Die dichte Atmosphäre zieht nicht nur Horror-Fans in den Bann, denn gruseliger wird es in keinem Spiel. Zudem gibt es keine nervigen Ladezeiten zwischen den Kapiteln. Insgesamt ist das Spiel wieder mit vielen Schockmomenten bestückt, sowie zahlreichen Verbesserungen durch die der Spielspaß wortwörtlich in der Schwerelosigkeit schwebt. Dennoch ist das Spielprinzip das gleiche wie im Vorgänger und die Necromorph sind eher bekannte Gegner. Der Multiplayer-Modus bleibt wegen der fehlenden Abwechslung eine nette Beigabe, sorgt aber für Laune. Trotzdem kommt der Spielspaß keineswegs zu kurz. Die Atmosphäre und die Präsentation stimmen. Dead Space 2 ist das Horror-Spiel 2011 und nimmt den Platz seines Vorgängers ein.


Wertung
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Game: Dead Space 2
Genre: Horror, Action
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Visceral Games
System(e): PS3, Xbox 360, PC
Release: 24.02.2011
USK: ab 18, cut
Spieler: offline: 1,online: 2-8
Text/Stimmen: deutsch/deutsch
Website: http://www.deadspace.ea.com
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 90%
Sound:
[■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 90%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 85%
Story:
[■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 89%
Dauerspaß:
[■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 85%
Singleplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 91%
Multiplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 85%
(alles in %, von 0-100)
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Fazit: Dead Space 2 überzeugt durch eine grandiose Atmosphäre und effektvolle Schockmomente. Das Spielprinzip bleibt aber das gleiche. Dennoch nimmt das Spiel den ersten Platz auf dem Horror-Genre-Thron ein und das nicht nur wegen der überaus gelungenen Story.

Wertung: 8,9/10 → 89%



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