Endzeit-Rollenspiel
Fallout 3, der Vorgänger, wurde als Spiel des Jahres 2008 bezeichnet, gelobt und ist eines der besten Rollenspiele aller Zeiten. Doch jetzt muss Zeit sein für etwas Neues, etwas, dass trotzdem an den Erfolg des nahezu perfekten Vorgänger anknüpfen kann, etwas, dass die Spieler wieder umhaut: Und schon sind wir bei Fallout: New Vegas und kommen einfach nicht weg von atomar verseuchten Gegenden und apokalyptischen Szenarien. Doch ist New Vegas dem Druck gewachsen? Mit einem anderen Entwickler und einer erneut riesigen und neuen Spielwelt scheint es möglich. Schlüpfen wir in die Haut unseres Charakters, gestalten wir ihn nach unseren Wünschen und treten wir hinaus in die Welt von
Atomkrieg in Nevada
Wieder ist man in einer Endzeit-Spielwelt, in der ein heftiger Atomkrieg und seine Folgen toben, sowie ein Kampf um den Hoover Dam. Das Spiel spielt in der USA, im Staat Nevada und New Vegas soll logischerweise an Las Vegas erinnern. Verschiedene Fraktionen bieten sich die Stirn. Die New California Republic und die Caesars Legion kämpfen um den Damm, der die einzigen Strom- und Wasserquelle darstellt. Es gibt zwar einen Waffenstillstand, doch wer weiß, wie lange dieser noch hält. Man schlüpft in die Haut eines Kuriers, bzw. Boten, des Mojave Express, der durch einen einzigen Lieferauftrag nach New Vegas in den Bandenkampf hereingezogen wird und mit dem ein großes Abenteuer beginnt, an dessen Ende man über die Zukunft des ganzen Landes und der Region entscheiden muss. Eigentlich sollte man ja nur einen Mikrochip abgeben und dadurch mehrere Kronkorken, die Währung im Spiel, verdienen. Wie jeder weiß passiert alles anders und man landet mitten im Krieg. Obwohl "New Vegas" der Titel des Spiels ist, verbringt man dort nicht die meiste Zeit. Der Eintritt in die Stadt kostet zudem 2 000 Kronkorken, aber es lohnt sich.
New, Neu, Nouveau...
Das Spiel bringt allerhand neue Features mit sich, sowie eine spannende und gut inszenierte Story, die von Anfang bis Ende den Spieler überzeugt. Zudem beginnt das Spiel nicht in einem Shutzbunker, sondern in einer teilweise idyllischen Siedlung mit dem Namen Goodsprings, in der es Bars, Händler, Kneipen und Wohnhäuser gibt. Dazwischen ist Wüstensand - insgesamt ist die Spielwelt viel bunter und heller, als die des Vorgängers. Die Farben sind nicht mehr so monoton und die altbackene Grafik-Engine überzeugt zum Teil immer noch. Blicke in die Ferne sind empfehlenswert, sowie ein genaueres betrachten der Umgebung, denn New Vegas ist keinesfalls so grau und einfarbig, wie Fallout 3 mit seinen Gestrüppen, denn im neuen Spiel gibt es grelle Pflanzen - alles wirkt generell freundlicher, wenn man dass so sagen kann, denn das Spiel handelt ja von einem Atomkrieg. Ein neues Feature ist zudem das Crafting: Damit kann man aus vielen Gegenständen und Rohstoffen z.B. Waffen oder andere Dinge für den täglichen Gebrauch selber bauen, ziemlich abwechslungsreich anhand der vielen Variationen und Möglichkeiten. Man kann auch Gegengifte und Heilmittel zusammenbrauen, die im Spielverlauf rar sind. Dazu kommt, dass die Schwierigkeit zugenommen hat, denn einige Stellen sind kniffliger und Gegner tauchen in größeren Horden auf, sind stärker und schlauer. Neu ist auch der Hardcore-Modus, bei dem man beispielweise austrocknet, wenn man nicht regelmäßig trinkt und die Heilpakete wirken nur mit einer großen Verzögerung, Das bewirkt ein realisterisches Spielerlebnis und somit ist das Spiel auch für Fallout: Experten gut geeignet. Das Beliebtheitssystem merkt sich, wie man Aktionen und Missionen ausführt und viel Ansehen oder auch das Gegenteil man von den einzelnen Fraktionen bekommt. Ist das Ansehen hoch, erhält der Spieler Aufträge und Rabatte und kann sich dann sogar für eine Partei entscheiden. Die Wahl ist freigestellt und somit lohnt sich auch das mehrmalige Durchspielen um die Geschichte der anderen Fraktionen auch zu kennen. Außerdem gibt es im Nachfolger mehr Dialog-Optionen, Tauch-Quests und das Modding-System mit dem man Waffen aufmotzen kann.
Old, alt, vieux...
Wenn man auf die grafische Seite des Spiel guckt, hat sich relativ wenig getan, denn im Spiel wird die alte Engine benutzt, wodurch die Grafik alt und lasch aussieht. Die Optik kann also definitiv nicht mit aktuellen Spielen mithalten. Zudem ist die Soundkulisse auch unverändert und hört sich nahezu gleich an. Das Kampfsystem und die Steuerung wurden auch beibelassen und nur wenig aufpoliert. Das schnelle Ziehen von Waffen funktioniert schlecht und das Modding-System kann man leicht übersehen, da es kaum Gegenstände in der Spielwelt zu finden gibt, mit denen man die Waffen aufrüsten kann. Die Spezialattacken im Kampf kann man auch vernachlässigen, denn die Melee-Waffen, mit denen sie ausgeführt werden, sind eher schwach. Die KI der Charaktere und Gegner ist durchschnittlich und diese wirken leider auch durch die alte Grafik-Engine langweilig und undetailliert. Da hätte man sich eine neue Engine gewünscht, denn Fallout 3 ist immerhin schon 2 Jahre alt. Insgesamt hätte Fallout: New Vegas mehr Mut zu Neuem keinesfalls geschadet und vielleicht sogar ein Mehrspieler-Modus mit Coop-Elementen.
Entertainment-RPG
Trotz des fehlende Niveaus bei der Grafik und nicht vorhandenen grundlegenden Neuerungen wirkt das Spiel auf den ersten Blick etwas schwach. Doch einige Neuerungen wie der Hardore-Modus, das Beliebtheitssystem und das Crafting werten das Spiel auf und verleihen eine einmalige Fallout-Atmosphäre, die man zwar schon kennt aber trotzdem einige Neuerungen bereithält. So kann man sich in der Stadt New Vegas in den Casinos vergnügen und sich von der, im Vergleich tristen Welt außerhalb, ausruhen. Die Glücksspielstadt hält alles bereit, was man braucht, wenn man Las Vegas darstellen will, wie z.B. Neon, Glitzer und viel mehr. Wenn man alle Missionen löst und die riesige Welt erkundet, kann man damit schon 80 Stunden verbringenund natürlich noch viel mehr, da das Spiel ein Open World-Spiel ist, das mit Action- und Rollenspielelementen vermischt wurde. Fallout: New Vegas ist definitv keine Erweiterung, denn so viel Gameplay, Story und Spielspaß bringt kein Add-on mit sich. Ein weiterer Pluspunkt ist zudem der hohe Wiederspielwert, der für Langzeitmotivation sorgt. Fallout 3 überzeugte vollkommen und Fehler mussten gesucht werden. Bei Fallout: New Vegas sieht man die Schwächen sofort. Trotz cooler neuer Features, einer spannenden Story, einer riesigen neuen Spielwelt und dem langen Spielspaß kann das Spiel aber mithalten und lässt die schlechte Grafik und die fehlenden großen Neuerungen etwas in den Hintergrund treten. Alles in allem ein souveränes Action-Rollenspiel mit tollem Setting, bekanntem spaßigen Gameplay und interessanter Geschichte, aber zu wenig Neuem.
Wertung
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Game: Fallout: New Vegas
Genre: Action-RPG, Open World
Hersteller: Bethesda Softworks
Entwickler: Obsidian Entertainment
System(e): PS3, Xbox 360, PC
Release: 22.10.2010
USK: ab 18, cut
Spieler: offline: 1,online: 0
Text/Stimmen: deutsch/englisch
Website: http://fallout.bethsoft.com/eng/home/teaser.php
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 80%
Sound: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 84%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 87%
Story: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 85%
Dauerspaß: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 84%
Multiplayer: nicht vorhanden
(alles in %, von 0-100)
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Fazit: Insgesamt ein überzeugender Titel mit offentsichtlichen Plus-Punkten, aber auch Schwächen, die sich durch neue Features, einer spannenden Story und extrem langen Spielspaß nicht verdecken lassen. New Vegas hat wenig Mut zu Neuem, aber das was es hat stellt Neulinge und Fans gleichermaßen zufrieden.
Wertung: 8,4/10 → 84%
■ Jensen6