21 May 2010

Red Dead Redemption: Test zum Open World-Western

Rockstar will das Niveau des Open World-Genres wieder ein Stück nach oben schrauben. Ob Red Dead Redemption das schafft, lest ihr im großen Test.

My Name is John Marston
Narben quer durchs Gesicht. Sie erinnern an frühere Kämpfe, zeigen die Folgen von vergangenen Taten, sie sind ein Leben lang da und altern mit. Doch eine Wunde ist frisch: Die in Johns Herzen. Regierungsbeamte haben seine Familie gekidnappt und fordern, dass John den Anführer seiner ehemaligen Gang ausfindet macht und ausschaltet, erst dann bekommt er seine Frau zurück. Nachdem John Marston von seiner Gang verstoßen worden war, sie hatten ihn blutend im Stich gelassen, baute sich der Ex-Bandit eine Familie auf und wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Doch alles änderte sich schlagartig, als der Kopf der Bande, Bill Williamson, die fiktive Gegend im Westen Amerikas in Angst und Schrecken versetzt. Der Hausherr der Ridgewood Farm wird demnach am Galgen vorgefunden und die Regierung leitet natürlich sofort Maßnahmen ein, holt sich John, das ehemalige Mitglied der Bande, erpresst ihn und erwartet eine schnelle Lösung. John Marston ist einer der sympathischsten Spielecharaktere, da Rockstar die Geschichte unglaublich packend erzählt und man so gerne in der Haut des coolen Pistolero-Helden steckt und weil der Wilde Westen sowieso rockt!

Wild, Wild West
Raue Zeiten bestimmen Johns Leben, der Wilde Westen trägt seinen Namen schließlich nicht umsonst. Aber nicht nur, denn das Spiel weiß auch technisch und nicht nur durch die gelungene, dramatische Story zu überzeugen. So trifft John während seiner Missionen auf ausgefallene Charaktere und erlebt spannende Abenteuer untermalt von einem cineastischen Soundtrack und einer spitzenmäßigen Grafik. Noch nie gab es in einem Spiel solch einen tollen Weitblick, sowie malerische Landschaften. Nahezu alles im Spiel ist fast perfekt gestaltet und vor allem sehr detailreich, wodurch eine Atmosphäre entsteht, die seinesgleichen sucht. Am Horizont sieht man rote Berge und riesige Steinformationen, schöne Wälder und kleine Städte tragen zur fantastischen Gesamt-Atmosphäre bei, genauso wie das Flimmern der Luft bei Hitze. Natürlich beinhaltet das Spiel einen Tag-und-Nacht-Wechsel, jede Tageszeit fällt durch veschiedenartige Schatten und Lichteffekte auf. Die drei Spielgebiete heißen New Elizabeth, New Austin und Nuevo Paraiso in Mexiko und überzeugen alle durch unterschiedliche Landschaften, Infrastruktur und Technologien, sowie Bevölkerung und Flora und Fauna. Es gibt Wüstenabschnitte, Wiesen, verschneite Berge, Flüsse, Wälder und viel mehr zu entdecken - Abwechslung ist garantiert.

Das Pferd macht mobil
Unterwegs ist man in Red Dead Redemption auf Pferden, deren Animationen und Bewegungen perfekt herausgearbeitet wurden. Perfekt animierte Muskelbewegungen und eine gelungene Steuerung erfreuen hier das Gamerherz. Auch nach stundenlangen Ritten, wird das Spiel nicht langweilig, da man die Schnellreisefunktion nutzen kann, um an fast jeden Ort im Spiel zu gelangen. Außerdem warten am Wegesrand immer wieder viele Nebenmissionen und Herausforderungen, wie bespielsweise Tiere jagen und häuten, Pflanzen sammeln, Banditen fangen, Einwohner beschützen oder selbst zum Bandit werden, wenn man gerade mal nicht ehrenhaft agieren will. Pferde kann man auch einfangen und einreiten, dennoch können diese meist schlechter sein als das eigene vorherige Pferd, was man vor dem Einreiten aber leider nicht erkennt. Dennoch muss man an keiner der zufälligen Nebenmissionen teilnehmen, wie z.B. beim Pokerspielen im Saloon oder beim Armdrücken. Insgesamt gibt es viele ausgefallene kleinere Spiele oder Aktionen, darunter auch Hufeisenwerfen, die noch mehr Abwechslung mit sich bringen. Die Spielwelt läd zwar zum Erkunden ein, aber es können nur teilweise geheime Schätze oder Truhen gefunden werden, die meistens nur Geld und Munition enthalten, also keine lohnenswerten oder besonderen Gegenstände. Durch die vielen kleinen Missionen bzw. Spiele erhält man Geld mit dem man sich neue Waffen, schicke Ausrüstungsmöglichkeiten, Pferde oder Speicherpunkte kaufen kann, an denen man sein Lager aufschlägt, um neue Energie zu tanken. John Marston kann außerdem Gebrauch von einem Deckungssystem machen, sowie von vielen verschiedenen Waffen - von Pistolen bis zu Gatling-Guns. Ingesamt gibt es ca. 12 Waffen.

Klasse Inszenierung, Amigos!
Die Spielzeit der Hauptmissionen beträgt ungefähr 15 Stunden und die Story ist hollywood-reif inszeniert worden und mit vielen Überraschungen übersät. Grandiose Dialoge, viele Charaktere, die sehr gut herausgearbeitet wurden, wie der Held selbst, verleihen Mr. Marston eine überwältigende Charaktertiefe - man fühlt einfach mit. Genügend Abwechslung gibt es auch in den Missionen, in denen man z.B. eine Festung stürmen muss, eine Armee mit schweren Waffen angreift, Züge ausraubt, Schießereien anzettelt, Bürger rettet, gegen Banditen antritt oder Verfolgern zu Pferd entkommen muss. Fast alles ist möglich! Zudem sind die Schießereien im Spiel deutlich schneller als in Grand Theft Auto 4 und die bereits bekannte Dead-Eye-Sicht kann mehrere Gegner in Zeitlupe markieren, die dann punktgenau abgeschossen werden. John Marston kann sich auch durch Medizin wieder fit machen, der Alltag in Red Dead Redemption ist nicht leicht. In den drei Gebieten gibt es auch gesellschaftliche Unterschiede: In Nuevo Paraiso ist eine Revolution im Gange und in New Austin gibt es einen Konflikt zwischen Banditen und Farmern, in New Elizabeth geht es aber etwas ruhiger zu. Das Open World-Konzept geht zudem auf jeden Fall auf, denn wer will nicht gerne einmal alle Missionen vergessen und einfach nur durch den "Wilden Westen" reiten.

Showdown
Red Dead Redemption besitzt neben der Einzelspieler-Kampagne mit der überzeugenden Story rund um Verrat und Rache auch einen Multiplayer-Modus, indem bis zu 16 Spieler gegeneinander spielen können. Der Mehrspieler-Part finden in der gesamten Spielwelt statt und alle Mehrspieler-Modi können über bestimmte Markierungen in der Landschaft gestartet werden. In sechs verschiedenen Modi geht es mächtig zu Sache: Die Modi "Shootout" und "Team Shootout" sind abgewahndelte Varianten von Deathmatch und Team Deathmatch. Bei "Goldrush" muss man Goldsäcke finden und sie zu einer Truhe bringen und im Modus "Hold Your Own" gibt es zwei Teams, die jeweils einen Goldsack und eine Basis haben, Ziel ist es den Sack des anderen Teams zu klauen und ihn zur eigenen Basis zu bringen, also eine Art Capture The Flag. In "Grab the Bag" gibt es zwei Teams, eine Tasche und eine Truhe. Ein Team muss die Truhe verteidigen und die nach kurzer Zeit erscheinende Tasche zur Truhe bringen, das gegnerische Team versucht das zu verhindern. Im "Free Roam" Modus gibt es keine Lobby, man kann seine eigene Bande, eine sog. Posse gründen, die aus maximal 8 Spielern bestehen kann, Herausforderungen bestehen und gegen andere Posses antreten. Jeder Modus beginnt mit einem Standoff bei dem die Spieler sich in einem Kreis gegenüberstehen und dann gleichzeitig aufeinander Schießen. Wer als letztes steht, kann sich den besten Anfangsplatz auf der Map aussuchen. Im kompletten Mehrspieler-Teil erhält man Erfahrungspunkte und steigt in einem Levelsystem auf. Der Multiplayer-Modus von Red Dead Redemption gibt dem Spieler ein volkommen neues Gefühl Mehrspieler-Partien zu erleben. Die Charaktere können natürlich auch individuell designt und angepasst werden, beispielweise als Indianer, Cowboy, Bandit oder Regierungsbeamter. Im Juni 2010 erscheint auch ein DLC, der einen Coop-Modus ins Spiel bringt - einfach toll!

Western-Technik
Wie in fast jedem Spiel, gibt es auch in diesem einige Fehler. Dies sind teilweise Clipping-Fehler oder kleine Detailfehler an Texturen. Zudem ist die PS3-Version des Spiel schlechter als die Xbox 360-Fassung, die weniger Ruckler hat. Die Tonausgabe ist englisch, es gibt wie in fast jedem Rockstar-Spiel nur deutsche Untertitel. Die Steuerung ist leicht erlernt und ähnelt Grand Theft Auto 4. Spannende Schießereien mit tollen Effekten und Explosionen bleiben auch nicht aus. Natürlich gibt es auch zahlreiche Bugs, die aber hoffentlich noch durch Patchs behoben werden. So können Pferde z.B. nicht über kleine Hindernisse springen, das Deckungsystem hat auch manchmal seine Macken und gelegentlich ploppen Gegenstände wie aus dem Nichts auf. Dazu kommt, dass die Areale im Mehrspieler-Modus meist viel zu weiträumig sind, da die ganze Spielwelt genutzt werden kann. Aber über die kleinen technischen Schwächen kann man einfach nur hinwegsehen, denn das Gameplay reicht von Schusswechseln und großen Stürmungen von Festungen mit Sprengstoff bis zu kleinen Spielen, wie Fingerfilet. Die Dialoge verleihen den Charakteren sehr viel Spieltiefe. Ein starke Story, ein toller sympathischer Held und eine wunderschöne Grafik machen das Spiel zum Pflichtkauf allein schon wegen der bombastischen Atmosphäre und dem spaßigen Multiplayer-Modus! Red Dead Redemption setzt neue Maßstäbe!

Wertung
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Game: Red Dead Redemption
Genre: Open World-Action
Hersteller: Rockstar
Entwickler: Rockstar San Diego
System(e): PS3, Xbox 360
Release: 21.05.2010
USK: ab 18, uncut
Spieler: offline: 1,online: 2-16
Text/Stimmen: deutsch/englisch
Website: http://www.reddeadredemption.com/
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Grafik: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 92%
Sound:
[■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 90%
Gameplay: [■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 91%
Story:
[■│■│■│■│■│■│■│■│_│_] → 90%
Dauerspaß:
[■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 91%
Multiplayer: [■│■│■│■│■│■│■│■│■│_] → 90%
(alles in %, von 0-100)
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Fazit: Insgesamt ist Red Dead Redemption die Umsetzung der Wörter "Open World". Geniale Grafik, geniale Features, geniale Story, geniales Gameplay - passt alles, tolle Arbeit Rockstar!

Wertung: 9,2/10 → 92%

gc: Jensen6